ENGLISCH

Wozu ein Artikel über den Englischunterricht am Gymnasium Fallersleben?

Was man im Unterricht der ersten Fremdsprache Englisch macht, das weiß man doch! Man beginnt in Klasse 5 mit dem eigentlichen Sprachlehrgang und dann werden Schritt für Schritt grammatische Kenntnisse und Wortschatz erworben.
Ganz einfach. – Oder vielleicht ist es doch nicht ganz so einfach? – Blickt man als Erwachsener auf seinen eigenen Englischunterricht zurück, der zehn, zwanzig oder mehr Jahre zurückliegt, so muss man feststellen, dass sich doch vieles verändert hat – und weiter verändert.
Einige der wichtigsten Veränderungen seien hier kurz angesprochen: Der wichtigste Begriff im Rahmen der Veränderung der Unterrichtskultur ist sicherlich der in der Lehrerschaft nicht ganz unumstrittene Begriff der „Kompetenzorientierung“. Im Fach Englisch hat dieser Kernbegriff einen sehr deutlichen Niederschlag gefunden: Im Mittelpunkt des Unterrichts stehen die rezeptiven „skills“ Hörverstehen und Leseverstehen sowie die produktiven „skills“ Sprechen und Schreiben. Hinzu kommt die Mediation, die Sprachmittlung zwischen zwei Sprachen (vom Deutschen ins Englische oder umgekehrt). Manch ein Elternteil wird sich in den letzten Jahren bei Einsichtnahme in die Klassenarbeiten der Tochter oder des Sohnes im Fach Englisch gewundert haben, dass es da immer wieder um Hörverstehen, Leseverstehen, Textproduktion (Schreiben) und Mediation geht. Wie einfallslos! Nein, da handelt es sich nicht um die Vorlieben einer wenig kreativen Lehrkraft. Dies sind die Vorgaben!

Betrachtet man die methodischen Entwicklungen, so ist sicherlich erfreulich, dass im heutigen Englischunterricht kooperative Lernformen eine deutlich größere Bedeutung haben als in der Vergangenheit. Kurze mündliche Partnerarbeitsphasen, zum Beispiel, sind im Fremdsprachenunterricht äußerst effektiv. Überhaupt spielt das Sprechen im heutigen Englischunterricht eine ungleich größere Rolle als in der Vergangenheit. Konsequenterweise wird die Kompetenz „Sprechen“ dann auch überprüft, und zwar in so genannten „Sprechprüfungen“, die im Fach Englisch am Gymnasium Fallersleben in den Jahrgängen 6, 8, 10 sowie in der Qualifikationsphase im Jahrgang 12 durchgeführt werden.

In der Einführungsphase könnte mancher Schüler sich im Deutschunterricht wähnen. Wie schreibt man eigentlich Zusammenfassungen, Kommentare, Erörterungen oder Charakterisierungen? Welche Textsorten gibt es und welche Charakteristika zeichnen sie aus? Was sich hier vielleicht tatsächlich wie Deutschunterricht anhört und sicherlich inhaltlich auch (für zumindest einige) wiederholende Sequenzen beinhaltet, dient der Entwicklung der Schreibkompetenz im Englischen und der Vorbereitung auf die Arbeitsweise in der Kursstufe. Die dafür benötigte Methoden- und Sachkenntnis wird, abgestimmt auf die Erfordernisse des Englischunterrichts, erarbeitet und entwickelt und schaffen die Grundlage für eine auch zukünftig erfolgreiche Arbeit.

In der Kursstufe dann – also die Jahrgänge 12 und 13 – sind von den Fachlehrern fünf Themenfelder (zum Beispiel “Science and Technology“) kompetenzorientiert zu unterrichten. Jeder Durchgang erhält zudem als Vorgabe, bestimmte Texte in den knapp zwei Jahren bis zum Abitur zu bearbeiten. Aber was heißt denn „Text“? Ein Text ist heute auch nicht mehr, was er einmal war. Da gibt es neben den Texten im engeren Sinn – also diese Aneinanderreihungen von Buchstaben und Wörtern – noch ganz andere Texte. Der „erweiterte Textbegriff“ fasst auch Radiosendungen, Filme, Bilder, Karikaturen, Diagramme, Statistiken, um nur die wichtigsten zu nennen, als Texte auf. Diese sind selbstverständlich im Unterricht zu berücksichtigen. Filme sind auch häufig unter den Pflicht“texten“, die in den Kursen der Oberstufe zu behandeln sind.
Auch die Abiturprüfung im Fach Englisch hat sich verändert. Bilder wurden in den letzten Jahren schon häufiger als Materialien vorgelegt. Mit dem länderübergreifenden Abitur 2014 fand die Kompetenz „Mediation“ und danach dann auch die Kompetenz „Leseverstehen“ mit geschlossenen Aufgabenformaten (multiple choice, right or wrong, usw.) Eingang in das Englischabitur.

Uwe Ahlf / Tim Richter